2. Timotheus 1, 7
Liebi Gmeind
I Briefe übercho tuet guet…
Dr Briefchaschte lääre isch öppis wo mr jede Tag mache, Briefschaschte lääre, ga Poscht hole ghört zum Alltag –
Me weiss öppe um weli Zit am Tag Poscht chunnt, kennt ds gälbe Outo vor Poscht, ds Grüsch vom Motor, gsehts vielech sogar vo witem cho, ahalte bi de Nachbere u de isch es da und we me zum Briefschaschte gseht oder sogar glüte wird, fürnes Päckli abzgäh, weiss me ono grad wär hütt Poscht verteilt. Es si bekannti Gsichter und mängisch wächslet me de no grad es paar Wort mitenand – i de letschte Wuche si dFroue und Manne, wo Poscht vertrage, mängisch die einzige Mönsche gsi, wo me diräkt begägnet isch u me hett sech gfröit se zgseh, …mängisch hani Beduure gha,wöu sie so viu Päckli hei müesse verteile, ds Outo gfüllt bis obe us….
We me de Poscht ineholt und sortiert de si da farbigi Proschpäkte, Zitige, dr Azeiger aber ou Rächnige, Briefe vor Bank ….und Briefe wo d‘Adrässe vo Hang druf gschriebe si – a dene Briefe u Charte fröit me sech bsunders: Öpper hett sech Zit gno isch häregsässe und hett e Brief gschriebe u d‘Adrässe uf ds Couvert vo Hang, Marge druf u hett ne abgschickt.….
Näbem traditionelle Briefchaschte, wo grad vor em Huus isch, hani no e zwöite Briefchaschte – dr Mailbriefchaschte uf mim Computer und ou dert gits Briefe, wo mi usserordentlech fröie, Briefe, wo sech öpper Zit nimmt für mir siner Gedanke z’schriebe, ganz persönlech – …
Schriftlechi Grüess und Nachrichte, wo me sech drüber fröit, dass öpper a eim dänkt und eim uf däm Wäg öppis seit, wo ihm oder ihre wichtig isch, finge mr im Briefchaschte, im elektronische Briefchaschte aber ou uf em Handy aus Nachrichte mängisch sogar no mit eme schöne Bild.
Ganz am Afang vor Corona Krise hett mr öpper verzellt är heigi e Brief übercho vo sim Änkel, wo vor Lehrere dr Uftrag heigi gha, sine Grosseltere e Brief z‘schriebe – es sig sone schöne und liebi Brief gsi, wo drinne gstande sig, dass är se vermissi, dass är sech fröie, wenn sie enand wieder chöi gseh und dass är ihne gueti Gsundheit wünsche. – Sie heig fasch e chli müesse gränne…
und öpper angers hett mr verzellt, dass im chirchleche Ungerricht Chartene gschriebe worde si a Manne und Froue us dr Gmeind wo imene Altersheim wohne und ou die heige sech schuderhaft drüber gfröit, dass ihne die Ching so liebi Wort gschriebe heige, das heig ihne guet ta…
II Dr Brief a Timotheus vom Poulus
Ganz alti Briefe, wo vor langer Zit gschriebe worde si finge mr ir Bibel und dä Satz Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit – dä wunderschön Satz schteit im Brief a Timotheus, gschriebe vom Poulus….
Teil Lüüt näme a, dass nid dr Poulus sälber dä Brief gschriebe heigi und dass dä Brief nach em Tod vom Poulus gschriebe worde sig aber i sim Name für em Timotheus Muet z’mache und ihn z‘tröschte – das hett er nämlech bitter nötig gha. I däm öpper ihm e Brief hett gschriebe und mit Poulus ungerschriebe hett, hett er ihn nid wöue tüsche sondern sine Wort e bsunders Gwicht gä und e grösseri Bedütig gä.
I steue mr das eso vor, wie wenn mir üs frage, was würdi itze ächt die und die Person mir säge, mir rate, mit was für Wort würd är oder sie mi itze i minere Situation tröschte und ermuetige… Es tuet eim guet, wenn me grad nid eso ne guete Momänt hett, grad nid eso ne guete Tag, a öpperem z‘dänke und vorz‘steue, was dä oder die eim itze würd säge.. wienes stills Zwiegspräch, wo eim dä Mönsch, wo me gärn uf si Rat zeut witerhilft: „Dänk doch no a das, hesch a das o dänkt….Du hesch i dim Läbe scho so viu gschafft, ou das wirsch du chönne überstah…! „
So steui mir vor, hett dä Fründ em Timotheus wöue säge, was dr Pouls ihm i dere Situation würdi säge und es isch ihm eso e wunderschöne Brief glunge, wo Muet und Chraft git inere schwieirge Situation.
Denn
Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben sondern den Geist der
Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
II
Bevor i öich no es paar Gedanke über dä Satz möcht mitgäh, no einisch zrügg zu mim Briefchaschte:
I de letschte Tage si geng wieder vo Hang adressierti Briefe i mim Briefchaschte gläge u i dene Briefe si Amäldige vo Chind füre chirchlech Ungerricht gsi! Ja, i der vergangene Wuche hani dörfe Familie bsueche, wo es Chind i dr erschte Klass hei und ihne verzelle, was mir im chirchleche Ungericht mache. Es si ganz spannendi Gspräch gsi und ou sehr berührendi hei doch aui Familie i de letschte sächs Wuche – wie mir aui – sech inere ganz nöie Situation müess z‘Rächt finde: Zäme unger eim Dach läbe und schaffe, lehre und spiele, so wie i de Ferie und doch ganz angers… und ei Familie hett mr verzellt, dass ihne d’Gschicht vom Noah ghulfe heig, die Situation ds beschriebe u was me i Wort cha fasse, cha me ou besser dermit umgah.
Sie hei mit de Ching zäme abgmacht, dass sie itze wie dr Noah Türene vor Arche zue tüegi und nume no mit dene zäme spiele, ässe und si, wo i dr Arche inne si und so gschützt sige und wo du langsam aues wieder e chli weniger sträng isch gsi vo de Massnahme här, hei sie die Türe vo dr Arche symbolisch wieder ufta und mit dene Mönsche wo sie vermisst hei agstosse, Türe si wieder ufgange und sie wieder zunenand dörfe das isch schön gsi, und hett guet gta, enand wieder zgseh…
Was gits schöners, aus wenn e sone alti, uralti Gschicht wie die vom Noah und sinere Arche eim hilft, e Erfahrig wo me hütt macht iz‘ordne und so besser chönne dermit umz‘gah, ja sogar tröschtet z‘wärde.
Dr Noah und sie, ja mir aui mir hei erfahre, dass mr deheime, gschützt im Huus, i dr Arche bewahrt wärde und begleitet si vo Gottes Säge und itze Zit isch cho, wo mr Türene wieder chöi uftue fürenand.
Und genau um
das geits im chirchleche Ungericht näbscht dr fröhleche Gmeinschaft und em
feini Znüni, Gschichte us dr Bibel zghöre und z‘merke, dass es i dene Gschichte
immer um Erfahrige vo Mönsche mit Gott geit, vor langer Zit und hütt …
III
Ou im Brief vom Timotheus geits um siner Erfahrige mit Gott:
Dr Timotheus hett sech das, wonär i Agriff hett gno, nämlech de Mönsche vo Jesus z‘verzelle ganz angers vorgsteut gah:
Beflüglet vom heilige Geischt, voller Begeischterig hett är agfange de Mönsche di gueti Nachricht ds Evangelium verzelle, Füür u Flamme isch är gsi und sis Engagement hett ke Gränze kennt, Tag u Nacht, stundelange hett är gredt, verzellt, isch vom einte zum andere, hett hie no e Idee gha und da no gredt und plötzlech merkt er, dass au sis Tue, si guet Wille, sis unermüedleche Engagement gar nid di erhoffte Resultat bringt, gar ke Frücht treit, Sälbschtzwiefel stiege i ihm uf und är fragt sech: „Werum hett mini Arbeit ke Erfolg? Tagus Tagi müihi mi ab. I schtah früech uf u ga spät ga liege, stundelang redeni mit de Mönsche aber wenn i dr Idruck ha, dass öpper mini Botschaft verstande hett, merkeni , dass doch wieder anderi Lehre und Gedankegäng viu attraktiver si und dMönsche me azieh.“ – Hütt würd me vielech vomene burn out, vo usbrönnt si rede, wenn me über ds Gfüehl vom Timotheus würde rede…
I däm Momänt brucht dr Timotheus öpper wo ihm wieder Muet git und Hoffnig. Öpper, wo ihn kennt, wo sini Gschicht kenn, si Hingergrund, siner Sterchine und siner Schwechine… Das hilft ihm i sinere Situation, öpper, wo ihn schetzt, achtsam begleitet und sorgfältig gschpürt, was ihm guet tuet. Sorgfältig und achtsam schriebt ihm dä Fründ im Name vom Poulus e Brief, är nimmt sech Zit, sitzt häre und schriebt ihm e Brief fürne z‘ermuetige und us sinere Ohnmacht z‘befreie und schriebt ihm :
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegenb sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Was fürne schöne Zuesag, was fürnes Vertroue i ihn, e Zuesag, wo üs aune giltet:
Mir hei dr Geischt vo Gott i üs, über üs, um üs ume, ohni dass mr öppis derfür müess leischte – dä Muetmach Geischt isch eifach da:
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegenb sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
E Geischt vo dr Chraft: Im Griechische hiesst Chraft dynamis, das heisst Bewegig, Dynamik – wenn alles starr isch, und verchrampft vor Angscht chunnt dür Chraft, dür Dynamis Bewegig dri und nöie Schwung, Schritt für Schritt geits witer uf nöie Wäge..
E Geischt vo dr Liebi: Liebi isch das wo Mönsche mitenand und mit Gott verbindet, Gmeinschaft, Beziehig, Verbundeheit, i bi nid elei, i ghöre derzue, i cha mi andere avertroue, i cha für anderi da si..
E Geischt vo dr „Besonnenheit“: Im Berndütsch säge mr derfür überleit – wenn i mit „Besonnenheit“, überleit a öppis häregange, de hani dFähigkeit, klar z‘dänke, abz‘wäge und de Umständ entsprächend zhandle:
Die Kirchen reden und handeln gerade in kritischen Situationen in der Gewissheit: «Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» (2Tim 1,7). Die biblische Botschaft von Gottes Zuwendung berechtigt weder dazu, die heutige Situation zu verharmlosen, noch, in Panik zu verfallen. Sie will uns dazu verhelfen, die Wirklichkeit nüchtern wahrzunehmen und zu analysieren, um dann sachgerecht und menschengerecht zu entscheiden.
Das isch es Zitat us eme Schriebe vo dr Kantonalchile zu de Massnahme während der Corona Krise.
Es isch dä Ruef vo Gott wo üs immer wieder erreicht: Du bisch nid elei. I trage di, i häbe di, du chasch di uf mi verlah.
Dr Geischt vo Gott git üs Chraft, Liebi und Besonneheit itze und a aune Tage, wo wärde cho. AMEN
Susann Müller, Pfrn.